Schöpfer und Geschöpf
doch woher kommt der glaube, daß da noch mehr sein muß? nur weil der mensch sich alleine in den weiten des alls vorkommt? weil er das universum sonst nicht begreifen kann? weil er so klein und schwach ist, daß er unbedingt etwas großes allmächtiges braucht, bei dem er eine art geborgenheit verspührt? etwas das ihm hoffnung gibt? ich würde den gedanken, daß es womöglich wirklich schon alles gewesen ist, und daß es nicht mehr gibt, nicht verwerfen. |
Hi ......,
Danke für dein ausführliches posting.
Es gibt diesen netten Einstieg ins Philosophieren mit dem Sprüchlein:
"Ist es nicht erstaunlich, dass überhaupt etwas da ist und nicht vielmehr
nichts?"
Ich habe nichts gemacht, ich habe alles schon vorgefunden.
Gestern saß ich im Wiener Stephansdom bei der Chrisammesse genau hinter einer
riesigen Säule. Gesehen habe ich "nichts", dafür hat mir der liebe Gott eine
feine Meditation über dieses Thema gegeben: Die Säule ist da, ich habe keine
Ahnung, wie es möglich ist, dass sie da ist. Ich habe nichts damit zu tun. Sie
steht da in der Nacht, wenn ich tief und fest schlafe... Das Ding ist einfach
imposant.
Und irgendwie lässt sich die Frage nicht beiseite schieben: "Wer hat sie dort
hingestellt?"
Dieses kleine Gedankenspiel lässt sich auf Bäume, Sterne und anderes Da-seiendes
übertragen.
Und da diese Schöpfung in einer auch heute noch sichtbaren genialen Ordnung
verläuft, die trotz ihrer "Gefallenheit" noch überall durchschimmert, kann man
"den Typ dahinter" zu Recht als superpipifein bezeichnen.
Und wenn ich selber mit meinem Leben nicht ganz klar komme, dann könnte mir der
vielleicht helfen...
auf die evolutionstheorie reflektierend kann ich auch dem gedankengang, daß wir nach dem ebenbild eines gottes erschaffen wurden nicht ganz folgen - nur die tatsache, daß derartiges im alten testament steht überzeugt mich noch nicht. und selbst wenn dem so wäre, bestünde immer noch der unterschied zwischen dem original und seinem abbild, zwischen dem spiegelbild und dem, das sich spiegelt. wenn wir ein abbild des allmächtigen sind, dann endet der vergleich aber auch genau bei der äußerlichkeit der abbildung. |
Natürlich besteht ein unermesslicher Unterschied zwischen dem Schöpfer und dem
Geschöpf, deshalb kann ja nur ersterer den entscheidenden Unterschied machen.
Aber der Maler legt auch seine Seele in sein Bild hinein.
und weil du den anfang und das ende des menschlichen lebens erwähnst, genau hier hätte ich gesagt, daß man die endlichkeit am besten sieht. vor allem bei alten menschen, die (meiner erfahrung nach) das ende teilweise sogar schon ersehnen, und nicht wollen daß es danach noch weitergeht. aber diesbezüglich hast du wohl andere erfahrungen gemacht - mich würde interessieren welche das waren. |
Erst kürzlich habe ich eine 104jährige Frau in ihren letzten Lebensmonaten
begleitet.
Sie war geistig voll da, hat gescherzt und gelacht.
Und doch hatte sie aufgrund ihrer körperlichen Beschwerden eine sanfte Sehnsucht
nach dem Sterben.
In der Vorfreude auf den Himmel.
für die meisten menschen wäre die unendlichkeit, vorrausgesetzt der mensch könnte sich diese auch nur ansatzweise vorstellen, ein horror. der mensch würde zurückweichen. interessant, daß sich der mensch diese unendlichkeit nicht einmal vorstellen kann - ein indiz daß er nicht für die unendlichkeit angelegt ist. |
Einerseits weicht er zurück.
Andererseits zieht es ihn dort hin.
Warum gehen so viele Menschen zu kulturellen Veranstaltungen wie Theater, Film,
Konzert, ... und zahlen eine Menge Geld dafür?
Weil es sie hinzieht zur Atmosphäre des Besonderen, des Darüber-Hinausgehenden.
Zu Künstlern, die das vermitteln können und seien es Ray, Udo oder Gröni.
der ausspruch "töricht ist, wer sein vertrauen auf geschöpfe setzt" ist interessant, denn was bleibt uns denn anderes übrig, als auf die menschen (die geschöpfe gottes) zu vertrauen, daß sie uns keinen blödsinn überliefern? die ganze religion ist auf der überlieferung von menschen aufgebaut, und in dem vertrauen in sie. |
Die Glaubensgemeinschaft der Christen ist gebaut auf das Fundament der Apostel,
unter denen Petrus und Paulus noch mal eine besondere Aufgabe haben. Der
Schlussstein ist Jesus selbst, durch ihn wird der ganze Bau zusammengehalten.
Seine Jünger bekommen von Jesus als Leiter einen Analphabeten, Angsthasen und
Hitzkopf.
An dessen Seite einen Religionsfanatiker, Gesetzesanbeter und Christenverfolger.
Zur Sicherheit gibt er den beiden dann noch den Heiligen Geist.
Und siehe da:
Heute gibt es zwei Milliarden Christen.
Nicht unwesentlich dazu beigetragen hat ein Lebemann mit Freundin und
unehelichem Kind, der so ziemlich jeden Schwachsinn in seinem Leben ausprobiert
hat.
Und schließlich Jesus beim Lesen der Heiligen Schrift begegnet ist.
See you later alligator.
ph
Part II
Gott ist alles was ist. Nichts existiert außer Gott |
Lieber ..........,
Nichts für ungut, präziser muss es heißen:
Gott ist.
Alles ex-sistiert (geht hervor, wird) aus Gott.
Lieben Gruß von deinem Mitgeschöpf
ph